„Was wir beim Erstgespräch bei der Psychotherapeut*in erwarten – und auf Websites vermissen“
Ein Gespräch mit Johanna Bender, Psychologin und Mitbegründerin von Besser im Web
Redaktion: Frau Bender, was hat ein Erstgespräch bei der Psychotherapeut*in mit einer Website gemeinsam?
Johanna Bender: Mehr, als man denkt. Beim ersten Termin geht es darum, Vertrauen aufzubauen. Die Person soll das Gefühl haben: Ich bin hier richtig. Ich werde verstanden. Ich bin willkommen.
Und genau das sollte auch eine Website leisten – besonders im ersten Eindruck. Leider passiert oft das Gegenteil: Menschen fühlen sich nicht abgeholt, überfordert oder allein gelassen.
Redaktion: Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Bender: Viele Websites kommunizieren aus Unternehmenssicht. Es geht um Angebote, Fachbereiche, Erfahrung – alles wichtig, aber eben nicht das, was im ersten Moment zählt.
In einem psychotherapeutischen Erstgespräch frage ich nicht zuerst: Was biete ich an? Sondern: Was bringt dich her?
Diese Haltung fehlt vielen Seiten: die echte Zuwendung, das Interesse am Gegenüber.
Redaktion: Wie wirkt sich das konkret aus?
Bender: Eine Website ohne Empathie wirkt kühl. Wenn Sprache distanziert ist, die Struktur unklar oder die Bilder anonym – entsteht keine Bindung.
Das Gehirn entscheidet dann in Sekunden: Hier fühle ich mich nicht wohl. Das ist wie ein Wartezimmer ohne Begrüßung – technisch korrekt, aber emotional leer.
Redaktion: Was wäre ein psychologisch besserer Ansatz?
Bender: Zuerst die Perspektive wechseln. Nicht: Was wollen wir sagen? Sondern: Was braucht derdie Besucherin, um sich sicher zu fühlen?
Dann gezielt Vertrauen aufbauen: mit klarer Sprache, echten Gesichtern, nachvollziehbarer Navigation. Und mit dem Gefühl: Diese Seite versteht mein Problem – bevor ich es erklären muss.
Redaktion: Können Sie das an einem Beispiel festmachen?
Bender: Nehmen wir eine Website eines Optikerbetriebs. Die eine startet mit: „Herzlich willkommen bei Optik Müller.“ – freundlich, aber nichtssagend.
Die andere beginnt mit: „Sie merken, dass Ihre Augen im Alltag schnell ermüden oder Sie sich unsicher beim Lesen fühlen? Wir helfen Ihnen, wieder klar zu sehen – mit individueller Beratung und viel Zeit für Ihre Fragen.“
Diese zweite Ansprache tut etwas Entscheidendes: Sie erkennt ein mögliches Problem – bevor es ausgesprochen wird.
Und selbst wenn es nicht exakt mein Problem ist, entsteht ein Gefühl von: „Die nehmen sich Zeit. Die hören zu. Da bin ich richtig.“
Die Tür geht auf – weil sich das Angebot auf mich überträgt. Und genau darum geht es im digitalen Erstkontakt.
Redaktion: Letzte Frage: Was können Dienstleister*innen ganz konkret tun?
Bender: Sich trauen, menschlich zu kommunizieren. Nicht glatt, nicht werblich – sondern echt.
Wer das schafft, wird digital nicht nur gefunden, sondern auch verstanden. Und das ist in jeder Branche ein echter Wettbewerbsvorteil.
Wie wirkt deine Website auf Menschen, die dich noch nicht kennen?
Ob Friseur, Steuerberaterin oder Pflegedienst – wer online Vertrauen aufbauen will, braucht mehr als schöne Bilder.
Wir analysieren deine Seite aus psychologischer und strategischer Sicht – ehrlich, fundiert und mit Blick fürs Wesentliche.